Arme Schüler werden schlechter zensiert

Allgemein

Bildungserfolg in Deutschland ist vom Geldbeutel der Eltern abhängig: Kinder armer Eltern erhalten seltener eine Empfehlung fürs Gymnasium und schlechtere Noten - trotz gleicher Leistungen.

Wer da hat, dem wird gegeben. Jedenfalls im deutschen Bildungssystem: Schüler aus armen Familien bekommen hierzulande häufig schlechtere Noten - auch wenn sie die gleiche Leistung wie Kinder wohlhabender Eltern erbringen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Vodafone-Stiftung. Besonders gravierend wirkten sich diese sozialen Nachteile auf die Schullaufbahn beim Übergang von der Grundschule zum Gymnasium aus.

Für die Studie werteten deutsche und schweizerische Bildungsforscher die Ergebnisse mehrerer Schulleistungsuntersuchungen in Deutschland und der Schweiz aus. Dabei verglichen sie unter anderem die Schulnoten mit den Ergebnissen eines standardisierten schriftlichen Leistungstests mit mathematisch-naturwissenschaftlichen und sprachlichen Aufgaben.

Das erschreckende Ergebnis: Nur etwa jede zweite Empfehlung eines Grundschullehrers zum Besuch eines Gymnasiums geht auf die tatsächliche Schülerleistung zurück. Ein Viertel der Empfehlung werde dagegen durch die Schichtzugehörigkeit beeinflusst, weil Lehrer bei gleicher Leistung Kindern aus Akademiker-Elternhäusern eher eine Gymnasiallaufbahn zutrauen als Arbeiter- und Migrantenkindern.

"Herkunft wird mit zensiert"

Ein weiteres Viertel der "sozialen Verzerrung" entstehe bei der Empfehlung "durch ungleiche Notenvergabe bei gleicher Leistung" schon während der Grundschulzeit. Die unterschiedlichen Schulnoten von Kindern aus einfachen und besser gestellten Familien, lassen sich der Studie zufolge nur zur Hälfte durch Unterschiede bei der Förderung durch die Eltern erklären.

Das Fazit der Wissenschaftler: "Herkunft wird mit zensiert." Der Anteil der Arbeiterkinder am Gymnasium ließe sich deutlich steigern, "wenn sie bei gleicher Leistung nicht mehr ungleich benotet würden". Damit bestätigen die Forscher Befunde der jüngsten internationalen IGLU-Grundschulstudie, die ebenfalls Hinweise auf einen deutlichen Zusammenhang zwischen Schulnoten, Schulempfehlung und sozialem Status der Schüler enthält.

Die Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Marianne Demmer, sagte: "Die Grundschullehrer müssen bei der Schullaufbahnempfehlung jedes Mal einen Spagat bewältigen, der ihnen von einem selektiven Schulsystem aufgezwungen wird." Bei Kindern aus begüterten Familien würden die Lehrer trotz Zweifel eher zur Gymnasialempfehlung neigen - in der Gewissheit, dass die Eltern notfalls mit Nachhilfe ihr Kind schon zum Abitur bringen werden.

Quelle: www.stern.de 15.12.2011, 11:16 h

 
 

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